Mahela Rostek

Ich wurde 1978 bei Freiburg geboren und bin ausgebildete Bühnen- und Kostümbildnerin. Nach meinem Studium am Central St. Martins College of Art & Design in London arbeitete ich zwei Jahre als Assistentin und Bühnen- und Kostümbildnerin am Theater Bonn in den Sparten Oper, Schauspiel und Tanz. Im Anschluss belegte ich den Masterstudiengang "Performance Practices and Research" an der Royal Central School of Speech and Drama in London, den ich 2009 abschloss. Seither arbeite ich - teils alleine, teils im Team - als freischaffende Künstlerin an überwiegend ortsspezifischen und partizipatorischen Performance-Projekten.

Meine Projekte entstehen an der Schnittstelle zwischen Theater und Performance-Kunst. Ich verwende Kostüme, gestalte die Räume, in denen meine Projekte stattfinden, arbeite mit Darstellern, die bestimmte Rollen spielen oder nehme selbst als Performer eine Rolle ein. Die Projekte finden an vorgefundenen Orten statt und beziehen sich auf die vorhandene Architektur, auf den Ort selbst mit seinem sozialen und assoziativen Umfeld. Das Publikum ist ein wichtiger Bestandteil meines Konzepts und wird aktiv mit eingebunden. Wiederkehrende Themen in meinen Arbeiten sind menschliche Grunderfahrungen wie Vergänglichkeit, Abwesenheit, Tod, Wünsche, Angst, Erinnern und Vergessen, aber auch Phänomene der Zeit wie das Erleben von Entschleunigung.

In meinen Projekten geht es um den Zuschauer als Person. Er bekommt nicht etwas präsentiert, sondern erhält Impulse, um sich mit sich selbst und seiner Umgebung auseinanderzusetzen. Mein Ziel ist, die alltägliche Wahrnehmung im Rahmen einer Performance aufzubrechen und dem Zuschauer neue Erfahrungen zu ermöglichen. Dies kann die Wahrnehmung eines Ortes, eines Objekts, eines Stadtteils, eines unbekannten Menschen, oder auch der eigenen Person und Geschichte sein. Durch theatrale Elemente wie Kostüme, Licht, Klang, Sprache, Raumgestaltung oder die Handlungen von Darstellern erhält das Alltägliche innerhalb der Performance eine neue Bedeutung. So wird bei der ortsspezifischen Aufführung „Orpheus“ beispielsweise das Begehen eines Treppenhauses zur Reise in die Unterwelt. Dabei ist die Trennung von Zuschauerraum und Bühne sowie die damit einhergehende Rollenverteilung aufgehoben. Der Zuschauer schaut nicht auf einen Raum, sondern wird Teil des Raumes und der Performance.

In meinen partizipatorischen Projekten kommt dem Zuschauer als Person eine noch bedeutendere Rolle zu. Er kann wählen und Entscheidungen treffen und hat somit direkten Einfluss auf den Ablauf und sein Erleben der Performance. So können sich die Teilnehmer der Performance „Eat to Remember – Eat to Forget“ (Berlin, 2010) über den Akt des Essens mit persönlichen Erinnerungen auseinandersetzen. Im Projekt „Wunschpflanze“ (Berlin, 2011) nehmen Wünsche als Pflanzen Gestalt an und können gegossen und gepflegt werden. Im „Zeitfenster“ (Berlin, 2012/2013) haben die Besucher die Wahl, einen Aspekt ihre eigenen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu besuchen. Und in der Performance „All Animals are Equal“ (2013) sind die Teilnehmer eingeladen, in Tiermaske zum faulen Schwein, stolzen Gockel oder einem anderen sprichwörtlichen Tier zu werden. An einer gedeckten Tafel können sie anderen Gästen erst maskiert, dann ohne Maske begegnen.

EINERvonTAUSEND (seit 2014) ist mein erstes Projekt, das den Teilnehmenden ermöglicht, sich durch den Besitz eines Kunst-Objekts und das gemeinsame Wünschen miteinander zu verbinden.